kulinarisches Operettenkuriosum

Ich habe mir vorgenommen, die Volksoper ein bisschen besser kennen zu lernen. Bisher kenne ich ja eigentlich nur „Hello Dolly“ - diese Produktion dafür ganz genau ;)

Gestern abend habe ich mir zur Abwechslung mal etwas anderes angeschaut: „Häuptling Abendwind“, eine Operette von Jaques Offenbach. Ich war sehr, sehr gespannt auf die Vorstellung, das sag ich euch! Von allen Seiten kamen Warnungen, dass ich gut auf mich aufpassen und dem Herrn Direktor nicht zu nahe kommen soll, wenn mir mein Leben lieb ist. Nun, ich schreibe, also lebe ich! (Ich glaube auch, dass ich viel zu klein für den großen Appetit der Häuptlinge gewesen wäre. Trotzdem vielen Dank für eure Sorge um mich!)
Copyright: Volksoper Wien

Es war ein toller und kurzweiliger Abend! Das Licht im Saal war noch an und ich glaubte von allen möglichen Seiten Tiergeräusche zu hören... Urwaldatmosphäre im Zuschauerraum der Volksoper. Ich frage mich, was der Inspizient wohl als Zeichen für diese Geräusche gibt: „Urwald ab!“?
Schon als dann das Kammerorchester samt Dirigent im Urwaldlook auf die Bühne kam, war ich begeistert. Bela Fischer als Wilder mit Brille und Taktstock: super!
Ich habe eine Weile gebraucht um mitzubekommen, wer sich da von Anfang an rechts hinter den Büschen versteckt hielt: der Souffleur! (der mit einem derischen Häuptling seine liebe Not hatte.)
Die ganze Bühne sah recht ungewohnt aus... so ganz ohne Orchestergraben.
Leider hat es ein bisschen gedauert, bis ich mich in die Sprache von Häuptling Abendwind, dem Sanften reingehört habe. Ich weiß nicht ob er immer so schwer zu verstehen ist? Ich fürchte, da sind mir gestern ein paar nette Witze entgangen.
Das ist aber auch alles, was ich auszusetzen habe. Ich habe den Abend genossen und mich vor allem an den vielen kleinen Details erfreut: der kleine Dampfer, das am Orchestergrabenrand entlangschippert, die Sonne, die fast unmerklich immer weiter wandert, Robert Meyers blaue Stulpen, die Perücke vom Koch, die Grimassen, die Atala vor Arthurs Spiegel zieht und die manchmal unterschwellige, manchmal sehr offensichtliche Kritik an der sogenannten „Zivilisation“. 
Wer gerne ins Theater geht um zu interpretieren, hat dafür an der Volksoper ein wunderbares Stück. Ich finde es sehr angenehm, dass Robert Meyer das Interpretieren dem Zuschauer überlässt und denen, die lieber einfach nur schauen wollen, eine bunte, liebevoll ausgestattete Operette anbietet. Ich mag es, wenn nicht jedes Stück mit Gewalt in einen aktuellen Kontext gesetzt wird sondern dem Zuschauer zugetraut wird, die Verbindungen selbst herzustellen und denen, die einen netten, entspannten Theaterabend verbringen wollen auch die Möglichkeit dazu gegeben wird.

Weitere Termine für „Häuptling Abendwind“ sind hier zu finden:


Mein nächstes Forschungsobjekt an der Volksoper: die Balletturaufführung „Marie Antoinette“ am Samstag. Ich freu mich drauf!

Bis bald,
Euer Ephraim

1 Kommentar:

  1. Ich hoffe,du berichtest dann auch so ausführlich über das Ballett, denn ich überlege noch,ob ich es mir anzuschauen werde!

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