Nachrichten

Ich lese gern. Am liebsten spannende Bücher. Neulich erst diese drei dicken Romane von Stieg Larsson. In einem der drei Bücher ging es um Menschenhandel. Um junge Frauen, die nach Schweden gebracht, denen die Pässe abgenommen und die zur Prostitution gezwungen werden. Mitgegangen sind sie, weil ihnen Arbeit versprochen wurde, Arbeit, die sie in ihrer Heimat nicht bekommen konnten... sie sind mitgegangen um gutes Geld zu verdienen und damit ihre Familien zu unterstützen.
Als ich das gelesen habe, war ich froh, dass das eine Geschichte war, frei erfunden. Zur Unterhaltung an langen, dunklen Winterabenden.
Naiv wie ich bin, dachte ich mir, dass so etwas da in Österreich wohl kaum möglich wäre, dass so etwas bald auffliegen und bestraft werden würde. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert und Menschenhandel passt nicht in eine fortschrittliche Gesellschaft.


Die Nachrichten haben mich heute eines Besseren belehrt. Es macht mich traurig, wenn ich merke, dass meine Gutgläubigkeit offenbar nicht sehr begründet war. Denn in Wien wurden 13 Frauen befreit. Sie sind mitgegangen, weil ihnen Arbeit versprochen wurde. Die Pässe wurden ihnen abgenommen und sie wurden zur Prostitution gezwungen.
So gerne hätte ich weiter daran geglaubt, dass solch schreckliche Dinge nur in Büchern, in Filmen oder, wenn schon in der Realität, dann nur sehr weit weg passieren könnten.
Aber es ist da passiert. In Wien. Schlimm finde ich, dass eine der Frauen erst flüchten musste, damit etwas unternommen wurde. Kann es denn sein, dass niemand etwas bemerkt hat, wo diese Frauen doch ständig in Kontakt mit diversen Herren gekommen sein müssen?! Oder haben die es etwa alle gewusst?! Gut, dass ihr die Geschichte überhaupt jemand geglaubt hat! Denn – ganz ehrlich – wenn jemand zu mir käme und so etwas erzählen würde, würde ich zuerst einmal denken „Bei uns? Heutzutage? Nie im Leben...“
Man hofft ja doch immer, dass die Realität nicht ganz so schlimm ist, wie es die Nachrichten jeden Tag wieder behaupten.
Mir ist schlecht geworden, als ich den Artikel gelesen habe. Dann hat sich Wut breit gemacht. Wut darüber, dass es überhaupt möglich ist, dass so etwas passiert. Bei uns. Heutzutage.
Irgendwie hoffe ich, dass es sich bei diesem Fall um eine Ausnahme handelt. Aber meine Gutgläubigkeit ist für heute recht erschüttert.

Euer Ephraim.

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