auch Unterhaltung darf mal sein. Oder?

Immer wieder kommt es mir so vor, als nähmen die sogenannten Kritiker ihre Berufsbezeichnung ein wenig zu ernst, beziehungsweise scheinen sie sich hauptsächlich auf Kritik im negativen Sinne zu beziehen. Entweder das oder die Rezensenten versuchen recht krampfhaft einen selbstgesetzten, intellektuellen Anspruch zu bedienen, wenn sie Theaterstücke besprechen.
Neulich erst: ich wollte mir ein Stück anschauen, habe damit bis nach der Premiere gewartet und vor meinem Besuch schon die ersten Rezensionen gelesen. Die waren nicht sonderlich vielversprechend und ich habe überlegt ob ich überhaupt hingehen soll. Ich bin gegangen, ich hatte einen wunderbaren Abend und das restliche Publikum offenbar auch. Interessanterweise ist es einigen wie mir gegangen: sie haben sich gefragt, wie ein so amüsanter, kurzweiliger Abend so negativ besprochen werden kann.
Ich finde das schade. Die Kritiken haben ja durchaus eine Leserschaft und ich kann mir gut vorstellen, dass es einige potenzielle Theaterbesucher gibt, die sich erst nach den Kritiken entscheiden, ob sie ein Stück sehen möchten oder nicht.
Warum darf man nicht einfach mal einen netten, lustigen Theaterabend haben? Warum muss ein Stück auf komplizierte Weise neu gedeutet werden um gute Kritiken zu bekommen (zumindest kommt es mir manchmal so vor)? Ich wage zu behaupten, dass es Theaterbesucher gibt, die sich ein Stück anschauen, um unterhalten zu werden, um ein paar schöne Stunden zu verleben, abseits von den Sorgen, die sie sowieso haben. Ist es so vermessen, diese Publikumswünsche auch hin und wieder zu bedienen? Ich sage nicht, das Theater nur „seichte Unterhaltung“ sein muss und die Kritiker das so zu akzeptieren haben. Nein, ich bin sogar sehr dafür, dass es auch Produktionen gibt, die aktuellste Probleme aufgreifen, die sozialkritisch, politkritisch oder anderweitigkrititsch sind. Ich bin sehr dafür, dass Theater auch zum Nachdenken anregen darf und soll. Aber ich finde, dass auch Stücke eine Berechtigung haben, die einfach eine interessante Geschichte erzählen, auch wenn die in dem Stück angesprochenen Problematiken vielleicht nicht mehr ganz aktuell sind. Und wer weiß, vielleicht kann man es auch hin und wieder mal dem Publikum überlassen aktuelle Bezüge selbst herzustellen... vielleicht nicht gleich zur ganzen Weltpolitik aber vielleicht zu einer persönlichen Geschichte?
Aber zurück zu den Kritikern: vielleicht sollten diese sich auch einfach mal wieder zum Spaß in ein Theater setzen, einen Abend genießen ohne darüber nachzudenken, was sie am nächsten Tag über das gerade Gesehene alles kritisches Schreiben können. Ich kann mir gut vorstellen, dass man als Kritiker mit der Zeit einen Blick für Fehler und Unzulänglichkeiten entwickelt und es ist ja auch seine Aufgabe, auf diese Dinge hinzuweisen... um so wichtiger wäre es, sich während einer Vorstellung mal wieder auf das Genießen zu konzentrieren und sich unterhalten zu lassen.

Euer Ephraim.

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