„Heirat den Mann noch heut und unterwirf ihn morgen!“ Hatschi!

Ich war gestern mal wieder in der Volksoper, Theaterluft schnuppern. Hin und wieder brauch ich das. Gestern also hat es mich nach New York verschlagen und einen Kurzurlaub auf Kuba gab's oben drauf. Reisetechnisch also ein sehr zufriedenstellender Abend.
Aber nicht nur Freunde von Fernreisen kommen bei „Guys & Dolls“ auf ihre Kosten.

Schon bei der Overtüre möchte man (und bär) mitswingen und wenn man sich so im Publikum umschaut, scheinen einige mit sich zu hadern.... was macht man denn in einer Oper, im schicken Sonntagsgewand, wenn man eigentlich aufstehen und mittanzen möchte?!
Dann geht der Vorhang auf und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus! So ein schönes Bühnenbild. Wenn jemand wissen möchte, wie ich mir den Broadway vorstelle, der gehe doch in die Volksoper und schaue sich „Guys & Dolls“ an. Überall blinkt und blitzt es, zwielichtige Gestalten tauchen auf, Touristen blockieren die Gehwege...
Dass statt einem Dialog oder einer ersten Nummer ein Tanz das Stück eröffnet, war mir neu aber positiv überraschend. Die Choreografie hat wunderbar in die Materie eingeführt.
Die Dialoge hätte ich ja am liebsten mitgeschrieben. Ständig ein Satz, den man sich am liebsten merken würde, damit man irgendwann mal eine schlagfertige Antwort parat hat, wenn man eine braucht. Solche Dinge wie „Es sieht einfach besser aus, wenn ein Mann abends ins Restaurant geht und eine hinter ihm her geht!“ oder „Psychilologie erklärt, warum Mädchen bestimmte Sachen machen.“ Es war köstlich! Ist doch schön, wenn man den Abend lachend verbringen kann.
In Havanna stand das Publikum wieder vor dem gleichen Problem wie bei der Overtüre: still sitzen bleiben, so wie man das in der Oper eben eigentlich macht, oder aufspringen und mit dem Sitznachbarn Samba tanzen?
Ich fand's toll, dass der Orchestergraben für den Beginn des 2. Aktes hinaufgefahren wurde. So werden auch diese Damen und Herren einmal wirklich sichtbar gemacht. Den Applaus haben sie sich verdient!
Weiter ging es mit Sagern, die ich mir beim nächsten Mal wirklich aufschreiben muss und mit Melodien, die riesiges Ohrwurmpotenzial haben! In der Mission in der 49. Straße herrschte eine Bombenstimmung und wieder gab es viel zum Schauen! Da ist vor allem das wunderbare Bühnenbild von Sam Madwar und zum anderen natürlich auch die reizenden Hot Box Girls.

Das Resümee des Abends? Ich will noch mal! Ich möchte noch mal über Sams Kulissen und Projektionen staunen, möchte noch einmal mit Nathan Detroit überlegen, wie eine wirklich wasserdichte Wette aussehen könnte, möchte noch einmal mit Miss Adelaide zum Hypochonder werden und mich im Namen aller beteiligten und zusehenden Herren vor diesem einen Satz fürchten: „Heirat den Mann noch heut und unterwirf ihn morgen!“.
Gemeinsam mit einem schwungvollen Orchester und einem enthusiastischen Ensemble, war Martina Dorak eine hinreißende Sarah Brown; Axel Herrig ein liebenswerter Sky Masterson; Robert Meyer ein Ganove, mit dem man fast schon Mitleid haben kann, so wie er als Nathan Detroit von allen Seiten bedrängt wird: von der Polizei, den Gaunerkollegen und natürlich auch von seiner Dauerverlobten und dauerverschnupften Miss Adelaide, mit begeisternder Energie gesungen und gespielt von Sigrid Hauser.
Ich komme wieder, ganz bestimmt!

Heute abend werde ich mal nachschauen, ob „Hänsel & Gretel“ der bösen Knusperhexe entkommen können.
Euer Ephraim.

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